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Schmitz Cargobull

„WIR WOLLEN DIE POTENZIALE DER DIGITALEN TRANSFORMATION IN UNSERER FERTIGUNG NUTZEN.“

Interview mit Stefan Cramer, Werkleiter des Schmitz Cargobull Standorts Vreden

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Interview

Stefan Cramer, Werksleiter Schmitz Cargobull, Vreden

Die Schmitz Cargobull AG arbeitet kontinuierlich an neuen Produkt- und Technologielösungen. Aktuell investiert das Unternehmen eine große Summe in den Produktionsstandort Vreden, in NRW, und erweitert das Werk in dem täglich 100 Kühl- und Trockenfrachtfahrzeuge fertiggestellt werden. Als Anwenderunternehmen ist der Hersteller von Anhängersystemen Teil der Datenfabrik.NRW. Im Interview erzählt Stefan Cramer, Werkleiter des Standort Vreden, was den Ausschlag für eine Teilnahme am Forschungsprojekt gegeben hat und welche Ziele sich das Unternehmen für den Umsetzungszeitraum gesetzt hat.
Portrait von Stefan Cramer
© Schmitz Cargobull, Stefan Cramer

Wir wollen die Potenziale der digitalen Transformation in unserer Fertigung nutzen. Was uns an dem Projekt von vornherein gereizt hat, ist der Ansatz, nicht nur Einzelaspekte zu betrachten, sondern integrativ die ganze Fabrik – von der Planung über den Betrieb bis zur Versorgung mit Material. Es geht um einen ganzheitlichen Ansatz. Für uns war es interessant in dieser Form mit anderen Firmen wie CLAAS aber auch den Fraunhofer-Instituten oder auch anderen Partnern aus unterschiedlichen Bereichen zusammenzuarbeiten.

Wir sind ja wie alle anderen auch an den Transformation Areas 1 bis 3 beteiligt. Insofern arbeiten wir an der Fabrikplanung, an der Planung der Arbeitsplätze und an allem, was mit dem Thema Manufacturing zu tun hat: Vorbereitung und Durchführung der Arbeit, Qualität und Instandhaltung. Wir beschäftigen uns mit der Logistik, der Steuerung der Lieferketten und dem Materialfluss im Werk. Aber es geht auch um – für uns – neue Themen, wie die Integration von KI-Anwendungen. Diese Bandbreite macht den ganzheitlichen Ansatz sehr deutlich, finde ich. Daher haben wir auch ganz bewusst keine der drei Transformation Areas ausgeschlossen.
Wir planen am Standort in Vreden eine Werkserweiterung. Das passt jetzt natürlich sehr gut zum Projekt und seinen Zielen. Neu für uns ist, dass wir diese Fabrik digital und integriert planen. Das ist für uns eine die größte Herausforderung. Wir müssen alte Denkmuster aufgeben und ganz neue Felder erschließen. Schließlich setzen wir die Planung von Gebäude, Fertigungsbereichen, Linien, Arbeitsplätzen und Anlagen schon vor der Realisierung weitestgehend digital um. Bisher haben wir das noch nicht gemacht. Wir haben einzelne Gebäude digital geplant oder 2D- oder 3D-Planungen für Anlagen umgesetzt. Aber in einem Modell haben wir das noch nicht integriert. Dafür waren wir technisch auch gar nicht entsprechend aufgestellt. Die Arbeit in der Datenfabrik.NRW ist da natürlich sehr hilfreich. Wir bekommen Zugang zu Wissen und zu Partnern wie den Fraunhofer-Instituten und profitieren natürlich auch von dem Austausch mit anderen Unternehmen wie der Firma CLAAS, die bereits vor ähnlichen Herausforderungen gestanden hat.
Wir haben ein Projektteam, das sich jetzt aktuell ausschließlich mit der Werkserweiterung und der damit verbundenen Neuplanung einer weitgehend automatisierten Montageline beschäftigt. Und wir integrieren Mitarbeitende aus dem Tagesgeschäft, aus den Bereichen Logistik, aus der Arbeitsplanung, der Fertigungssteuerung, der Qualitätssicherung oder Instandhaltung, ebenfalls in das Projekt.
Schon vor Beginn des Projekts hatten alle Beteiligten die Erkenntnis, dass wir einen Nachholbedarf bei der Digitalisierung unserer Fertigung haben. Insofern ist die Resonanz sehr positiv. Auch der ganzheitliche Ansatz ist vielen sehr wichtig. Aber es ist natürlich auch ein anspruchsvolles Thema, dass die Kollegen auch fordert.

Ein Ziel ist, dass wir unser neues Montageband von vornherein so planen, dass wir möglichst wenig Fehler machen und möglichst wenig Anlaufschwierigkeiten haben. Schon im Vorfeld der Realisierung möchten wir möglichst viel in virtuellen Räumen und mit virtuellen Hilfsmitteln austesten können. So bekommen wir die Möglichkeit, Fehler zu vermeiden, die sonst erst auffallen, wenn alles steht. Und natürlich möchten wir auch eine bessere Planung umsetzen, zum Beispiel durch virtuelle Workshops. Wir möchten von vornherein eine höhere Güte erreichen, um die Potenziale auch zu generieren, die wir mit der Werkserweiterung heben wollen.

In Bezug auf das Manufacturing wollen wir uns technologisch auf ein neues Level bringen, um zum Beispiel mehr Produktivität zu erreichen, Fehler zu vermeiden und letztendlich Kosten zu reduzieren. Im Bereich Logistik steht die effiziente Gestaltung der Materialversorgung im Fokus. Es ist wichtig, Bestände in den Ketten zu reduzieren und kürzere Reaktionszeiten zu realisieren. Damit möchten wir positive Hebel haben in Bezug auf die Flächennutzung und die Reduzierung von Transporten und damit auch des CO2-Footprints. Das sind alles Ergebnisse, die wir uns erhoffen.

Das ist so. Und der Ansatz, alle Abläufe von der Fabrikplanung bis zur Ausführung integriert zu betrachten, hilft uns natürlich nicht nur digitale Potenziale zu erschließen, sondern auch Prozesse aus einem Guss zu gestalten. Wir haben natürlich eine besondere Herausforderung: Mit der großen Investition in Vreden am Standort an einem Hochlohnstandort Deutschland müssen wir natürlich wesentlicher effektiver und besser sein als es vielleicht Wettbewerber sind, die im Ausland unterwegs sind.
Wir planen das Go-Live im Jahr 2025. Mit den Bauaktivitäten haben wir bereits angefangen. Im kommenden Jahr werden wir die Halle für das neue Montageband bauen. Unser Fabrikplan passt also auch zeitlich sehr gut in das Projekt.
Wir haben auch in der Vergangenheit immer den Austausch mit anderen Unternehmen gepflegt und die Erfahrung gemacht, dass man auf diese Weise viel lernen kann. Wenn wir bei uns im Werk zeigen können, wie wir mit unseren Maßnahmen unsere wirtschaftlichen Ziele erreichen – dann glaube ich, dass das auch für andere Unternehmen wertvoll sein kann.

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